20 Jahre Storz & Bickel –
Mit Pioniergeist ins Cannabis-Zeitalter

Die Schwaben mögen als konservative Häuslbauer bekannt sein, dabei bleibt es aber bei weitem nicht. Bei Storz & Bickel in Tuttlingen baut man die viel umschwärmten und weltweit führenden Hightech-Kräuterverdampfer Volcano, Mighty und Crafty+. Wie das geht, hat THE GRASSHOPPER Magazine recherchiert.

Der Start in der eigenen Garage gehört mittlerweile zum Gründungsmythos legendärer Tech-Unternehmen. Was im Silicon Valley möglich ist, gilt aber auch für Storz & Bickel (S&B). Besser noch: Statt in Kalifornien sitzt man im schwäbischen Tuttlingen, etwa 120 Kilometer südwestlich von Stuttgart, in einem State-of-the-Art-Firmensitz. Selbst designverliebte Apple-Manager würden sich hier wohlfühlen. Tonangebend sind Stahl, Glas, Beton – und der Spirit der beiden Gründer Markus Storz und Jürgen Bickel.

Im Jubiläumsjahr gibt es die Volcano-Classic-Version in 24-karätigem Gold.

Zwei Herren, die Neugierde, Entdeckergeist und Umtriebigkeit teilen. Außerdem ein Produkt, das vom Aussehen her einem Highend-Küchengerät ähnelt und für den raketenhaften Start der beiden verantwortlich ist. Stolze 500 Euro zahlen Kunden für einen Volcano, das Flaggschiff aus der S&B-Vaporizer-Serie. Zum 20-jährigen Jubiläum haben die beiden noch eins draufgelegt: Das klassische Modell glänzt nur im Jubiläumsjahr in einer Ausführung in 24-karätigem Gold. Eine Huldigung, nicht ohne Grund. Von Anfang an war der Volcano Classic optisch wie technisch eine zeitlose Erfindung. Und er ist definitiv schon jetzt ein heiß begehrtes Sammlerobjekt für leidenschaftliche „Cannasseurs“ mit Hang zum Luxus und hat Potenzial zur Wertsteigerung. Aber selbst die Edelstahlvariante macht im -Designerloft immer eine gute Figur.

Das moderne Firmengebäude steht in bester Gesellschaft. Benachbart sind renommierte Medizinproduktehersteller.

Cleaner Genuss

Die Dampfwolken, die der Volcano aus Kräutern produziert – vornehmlich aus Cannabis- und CBD-Blüten –, verursachen im Gegensatz zu Rauch auch keinen üblen Geruch, „ganz im Gegenteil hinterlassen sie einen angenehmen und schnell flüchtigen Duft“, so ein begeisterter Nutzer und mittlerweile glücklicher Ex-Raucher. Handlicher und ideal für unterwegs sind Mighty und Crafty+ (zum Crafty+ findet ihr hier einen ausführlichen Review). Auch die beiden mobilen Vaporizer zählen zu den Bestsellern der schwäbischen Wunderboys und trugen mit ihrer Markteinführung 2014 wesentlich zur Erhöhung des Gesamt-volumens bei. Die Kundschaft gibt sich begeistert: „Ob beim Familien-Dinner, im Wellness-Resort oder im Büro, ich dampfe, und niemand schaut mich schief an oder fühlt sich dadurch von mir gestört“, freut sich die CEO eines internationalen Konzerns mit Sitz in Deutschland über die Produkte von S&B.

Ein Mann, eine Wasserpfeife, ein Föhn – wie alles begann

Wir schreiben das Jahr 1996, und Markus Storz blättert das Magazin „Hanf!“ durch. Ein Bild erregt seine Aufmerksamkeit: Mann, Wasserpfeife, Föhn. Der Mann heißt Eagle Bill und liefert Storz mit seiner Erfindung eines Vaporizers aus den genannten Komponenten die Initialzündung zum Volcano. Als Tüftler macht sich der Schwabe sofort ans Werk, doch das Geld ist knapp, und so lässt er nach einem Tipp seinen ersten Prototyp in der Beruflichen Bildungsstätte Tuttlingen fertigen – für die Spende eines PC-Bildschirms im Wert von 2.000 D-Mark. „Das war gut investiertes Geld“, blickt Storz froh zurück. „Dort hat man mir nicht nur die Teile gemacht, die ich anfangs brauchte, sondern auch bei der Weiterentwicklung für weitere Komponenten geholfen.“ Bereits 1998 meldet er das Gerät zum Patent an.

Im neuen Jahrtausend trifft Markus Storz dann auf Jürgen Bickel. Bickel weiß nach fünf Jahren Entwicklungshilfe in Peru nicht so recht, welche Richtung er beruflich einschlagen soll. Was Bickel aber weiß: Bei Storz gibt es den besten Vaporizer. Ein Jahr zuvor war er einer der ersten Käufer, da er mit dem Rauchen aufhören wollte. Storz, dem mittlerweile die Nachfrage und auch die Arbeit über den Kopf zu wachsen beginnt, überredet Bickel, mit einem gemieteten VW-Bulli in die Schweiz auf die Cannatrade, eine der wichtigsten Cannabismessen, zu fahren. Mit im Gepäck: der Volcano. Schnell erkennt Bickel sein Verkaufstalent und Storz seinen kongenialen Partner. Jürgen Bickel investiert seine gesamten Ersparnisse, wird 50-Prozent-Partner, und die Firma Storz & Bickel ist geboren. Im Jahr 2005 folgte die Expansion nach Amerika, wo im sonnigen und fortschrittlichen Kalifornien Cannabis für medizinische Zwecke bereits legalisiert war. Beide waren zur rechten Zeit am rechten Ort, und eine Zeit lang spielte sich ihr berufliches Leben auf der Strecke Tuttlingen–Oakland, wo sie in einer Mietwohnung ihren Firmensitz hatten, ab. Ihnen wurde klar: Man muss mit dem Volcano an die Öffentlichkeit. Der Innovationspreis des Landes Baden-Württemberg ging dann auch tatsächlich an das Tuttlinger Unternehmen.

Von Geldgebern zu Gästen

„Zu klein, zu erfolgreich“, beschreibt Bickel den Erfolg des Unternehmens. Vom 13 Quadratmeter großen Lager übersiedelte man in die Mieträumlichkeiten eines Wohnhauses, und als auch diese zu klein wurden, wagt man den Schritt hin zum eigenen Firmengebäude. Der einzige Kredit, den das Unternehmen in der Anfangsphase aufnehmen musste, wurde noch in D-Mark beantragt und stammte von der Kreissparkasse. Heute halten die Kreditgeber von damals in den licht- und luftdurchfluteten Räumlichkeiten ihre Tagungen ab.

Der Weg zur Konsumikone

Zurück in Tuttlingen bei Storz & Bickel geht es durch die heiligen Hallen der Produktion. Und „heilig“ nicht etwa, weil man hier „blind verehrt“! Der Volcano ist eine Ikone, weil er vereint, was heute kaum ein Konsumgut mehr kann: Handwerk, Nutzen, Langlebigkeit. „Wenn der nicht runterfällt, geht der nie kaputt“, so Bickel. Kein Wunder, er ist ja auch der Verkäufer bei S&B. „Unsere Philosophie von Anfang an: Wenn wir zufrieden sind, dann sind es andere auch, einfach weil wir selbst am anspruchsvollsten an die Sache herangehen.“ Hört man sich um, in Deutschland, Europa und Übersee, gibt es auch kaum jemanden, der an dem Edelstahl-Vulkan mit Ballon auch nur den kleinsten Mangel finden kann. „Bis heute ist es niemandem gelungen, die gleiche Qualität zu bieten wie S&B“, schwärmt Aaron LoCascio, CEO von Greenlane, in der Ende September erscheinenden Videodokumentation zum 20-jährigen Jubiläum über S&B. „Ich glaube, dass Markus und Jürgen eine neue Industrie ins Leben gerufen haben“, so -Patrick Bissen, seines Zeichens CEO von Planet of Vapes, weiter.

In Übersee, wo immer noch so manches früher ins Rollen gebracht und erkannt wird, sitzt auch Canopy Growth, das weltweit größte Cannabisunternehmen. Die Kanadier haben für Storz & Bickel im vergangenen Jahr umgerechnet 145 Millionen Euro auf den Tisch gelegt. Deren Chief Technical Officer Pete Popplewell streut der Innovation von S&B Rosen: „Die Vaporizer waren um Meilen besser als alles andere, was wir uns angesehen haben. Es gab einfach nichts Vergleichbares am Markt. Wir mussten also nicht lange überlegen, da einzusteigen.“ Der Weg dorthin war jedoch aufregend. Wenn die Herren Storz und Bickel erzählen, hört man ihnen gerne zu, weil die Unternehmensgeschichte mit allem gewürzt ist, was eine gute Story braucht: einen Helden – oder auch mehrere –, bescheidene Anfänge, Abenteuer auf dem Weg, plötzlich auftretende Hindernisse, den Glauben an das Produkt – und an sich selbst – und schlussendlich ein Happy End.

Mehr als heiße Luft – Cannabis als Medizin

Das Erfolgsgeheimnis von Storz & Bickel erklären die Geschäftsführer so: „Wir sind in der Lage, mit unseren Geräten gleichbleibend und gradgenau heiße Luft zu produzieren.“ Bis 230 Grad können z. B. die Wirkstoffe von Cannabis- oder Hanfblüten als Aerosole gelöst werden. Schadstoffe, wie sie beim Rauchen entstehen, sowie dass ein Großteil der Wirkstoffe dabei verloren geht, wollte der Tüftler und Hanf-Freund Markus Storz von Anfang an vermeiden. Es gibt Nutzer, die von „lebensverändernden Erfahrungen“ berichten, Cannabispatienten, die nach Tuttlingen pilgern, um sich über die verschiedenen Modelle zu informieren oder gleich den passenden Vaporizer für ihre Medizin direkt vor Ort auszusuchen. Der Einstieg in den medizinischen Sektor war Storz & Bickel also vorbestimmt. „Für uns war immer klar: Es kann nicht sein, dass man ein Medikament rauchen muss. Die Applikationsmethode war schlicht inakzeptabel“, stellt Bickel die Motivation der Firma klar. Als einziges Unternehmen weltweit bieten die beiden Schwaben seit 2010 somit eine Medic-Linie an, zertifiziert vom TÜV Süd, um den höchsten Qualitätsstandards zu entsprechen. Der wirtschaftliche Aspekt steht hier nicht unbedingt im Vordergrund, es war dem Unternehmen aber ein Anliegen, einen Beitrag zur Akzeptanz von Cannabis als Medizin zu leisten. Mit Erfolg, denn mittlerweile erstatten Krankenkassen in Deutschland Cannabispatienten die Kosten eines Volcano oder Mighty Medic zurück.

Zum Mars?

Dass Markus Storz immer noch weiß, aus wie vielen Einzelteilen der Volcano zusammengebaut ist, verwundert nicht. Vieles kommt von Zulieferern aus der Region. Zu kompliziert wäre es, die feinmechanischen Arbeiten auch im Headquarter der Firma zu machen. Dabei wird gerade ausgebaut. In Rekordzeit – bis Mai 2021 – sollen 3.700 Quadratmeter zu den bereits bestehenden 5.900 hinzukommen. Womit wir doch wieder bei den fleißigen schwäbischen Häuslbauern wären. Auf jeden Fall benötigen die 30 Prozent jährliches Wachstum Raum. Und bauliche Herausforderungen müssen auch erst gemeistert werden. Das vollautomatische Lager soll auf die gesamte Länge des Bauwerks ausgedehnt und gekoppelt werden. So könnte es auf dem Mars aussehen, wenn die vielen Raumfahrtmissionen doch einmal in der Besiedlung des roten Planeten münden sollten. Und Hand aufs Herz, Mars und Vulkan, das wäre doch auch eine erfolgreiche Kombination, oder nicht? Für die Zukunft lässt sich von den Schwaben auf jeden Fall einiges erwarten. „Weitere Entwicklungsprojekte sind bereits in der Pipeline“, verrät der stellvertretende Geschäftsführer David Männer. Mit einem verbesserten Mighty+ scharrt schon das nächste Update eines Klassikers in den Startlöchern. „Hier wird es nur noch wenige offene Wünsche geben“, wissen David Männer und Jürgen Bickel.

„Für uns war immer klar: Es kann nicht sein, dass man ein Medikament rauchen muss.
Die Applikationsmethode war schlicht inakzeptabel.“

Jürgen Bickel

Storz & Bickel History

1996: Markus Storz gründet die Marke Vapormed.
1996–1998: Entwicklung des Volcano
1998: Patentanmeldung
2000: Jürgen Bickel wird 50-Prozent-Partner – Gründung von Storz & Bickel
2005: Expansion in die USA
2006–2018: Storz & Bickel wächst zum weltweit führenden Hersteller von Vaporizern.
2010: Markteinführung Volcano Medic
2014: Markteinführung Mighty und Crafty
2017: Bau und Fertigstellung des neuen Headquarters und der Produktionsstätte im Gewerbegebiet Grubenäcker in Tuttlingen
Ende 2018: Storz & Bickel wird vom führenden kanadischen Cannabiskonzern Canopy Growth für 145 Millionen Euro gekauft.
2019: Markteinführung Volcano Hybrid und Crafty+
2020–2021: Das Hauptquartier wird um weitere 3.700 Quadratmeter vergrößert. Durch den Zubau sollen täglich 1.400 Geräte hergestellt werden können.

Info

Storz & Bickel beschäftigt derzeit 125 Mitarbeiter und ist der weltweit führende Vaporizer-Hersteller. Hauptabsatzmarkt – von 120 Ländern mit Storz-&-Bickel-Produkten – sind die USA (40 Prozent). In Deutschland werden gut 15 Prozent des Umsatzes erwirtschaftet. Pro Jahr verzeichnet das Unternehmen ein Wachstum von 30 Prozent.

Tune in!

Unbedingt vormerken: Wer mehr über die Kultfirma und ihre spannende Unternehmensgeschichte wissen möchte, kann Ende September auf der S&B-Website in die komplette Firmengeschichte als Videodoku eintauchen.

Review Tipp

Wem der Weg ins Schwabenland zu weit ist, der liest am besten den umfassenden Review zum neuesten Flaggschiff, demVolcano Hybrid.

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www.storz-bickel.com

REDAKTION: Romana Kanzian, Andreas Buchrieser
FOTOS: Storz & Bickel

Das ist ein Artikel aus THE GRASSHOPPER Magazine Herbst 02/2020.

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