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STEVIE SCHNEIDER

tevie Schneider ist mit Sicherheit man einen Menschen mit
nicht nur der bunteste Vogel in enorm viel Lebensfreude, der
der österreichischen Mountain­ auch über sich selbst lachen
bike­Szene, sondern mit mehr als kann. Was ist dein persönlicher
S28.000 Followern auf Instagram Schlüssel zum Glück?
mittlerweile auch einer der erfolgreichsten. Die Menschen und Freunde, mit
Wieso der abfahrtsorientierte Radfahrer sich denen ich mich umgebe! Außerdem
selbst „World‘s First Exfluencer“ nennt, was es glaube ich an Karma. Also nicht
mit seiner Affinität zu Bergen, Rädern und Reg­ direkt an die Reinkarnation als
gae auf sich hat, warum er an Karma, aber nicht an Wurm, sondern eher an die Sache
die Reinkarnation als Wurm glaubt und was das alles mit „Tue Gutes und dir widerfährt
überhaupt mit Hanf zu tun hat, erzählt er uns im auch Gutes“ – das bewährt sich
folgenden Interview. seither eigentlich ganz gut. An dieser
Stelle möchte ich mich aber auch bei
meiner Freundin Laura, meinen
Freunden und meiner Familie
Wie bist du zum Mountainbike- Stürze und Verletzungen bedanken, dass sie mich so nehmen,
Sport gekommen, und was gehören in deinem Sport wie ich bin. Wenn nämlich die
fasziniert dich bis heute daran? einfach dazu. Vor ein paar „enorme Lebensfreude“ ausbricht,
Früher bin ich mit meinem Papa Jahren hattest du mit einer kann das auch schnell sehr anstren-
einige Mountainbike-Touren gefah- Blutvergiftung zu kämpfen, gend für alle Beteiligten werden!
ren, aber halt so, wie man es kennt, derzeit macht die Schulter Was bedeutet Naturverbunden-
mehr bergauf als bergab, und das Probleme – stimmt das Sprich- heit für dich?
auch noch in den typischen engen wort: Was dich nicht umbringt, Ich habe als Kind immer lieber
Spandex-Hosen. Im Jahr 2006 nahm macht dich nur härter? draußen im Dreck gespielt als
mich dann ein Freund zu einem Die Blutvergiftung kam von meiner drinnen und wurde dazu erzogen,
Mountainbike-Freeride-Event nach Unachtsamkeit bei einer relativ die Natur zu respektieren. Daran
Saalbach mit. Als ich diese Helden großen Wunde, die ich mir beim hat sich bis heute nichts geändert,
dort auf ihren Rädern sah, heroisch Biken zugezogen habe. Ich habe die außer dass ich jetzt nicht nur
durch die Luft fliegend, ganz ohne Wunde nicht desinfiziert, da ich ihr meinen Müll, sondern auch den
Spandex, das war ein magischer Mo- keine Beachtung geschenkt habe – von irgendwelchen Idioten auf
ment. Für mich stand fest: Genau das Notiz für mich: Wenn es eitert und dem Berg einsammle und entsorge!
will ich irgendwann auch machen! man Fieber bekommt, sollte man Viele wären gerne Influencer,
Als Extremsportler muss man zum Arzt gehen! Die ganzen du bist Exfluencer. Wieso?
immer wieder seine eigenen Verletzungen haben mich jedoch Meiner Meinung nach wird man
Grenzen finden und diese aus- sicher nie härter gemacht, sondern in der heutigen Zeit genug mit
loten. Was hilft dir dabei, deine mir eher aufgezeigt, wie wertvoll Werbung von Dingen, die man
Komfortzone zu verlassen? und angenehm ein gesunder, nicht nicht braucht, aber zu brauchen
Ich sehe mich persönlich nicht als eiternder, prellungs- und schmerz- glaubt, zugemüllt. So etwas möchte
Extremsportler. Das Wort „extrem“ ist freier Körper ist. Durch die ganzen ich nicht noch mehr unterstützen.
ziemlich relativ. Was für den einen Verletzungen habe ich einen ganz Ich persönlich sehe mich als
extrem ist, ist für den anderen wie- coolen Bezug zu meinem Körper Markenbotschafter, und das kann
derum ganz normal. Fakt ist aber: gefunden, was Ernährung und ich nur machen, wenn ich mich mit
Je besser man beim Biken wird, Regeneration betrifft. der Philosophie der Firma, Marke
desto schwieriger wird es, seine Wenn man dein Leben auf oder dem Produkt und den Men-
Grenzen zu pushen, ich glaube, Social Media verfolgt, sieht schen dahinter identifizieren kann!
das ist generell in jedem Sport so.
Ich bin jetzt an einem Punkt, wo
ich nicht mehr unbedingt meine
Grenzen „ausloten“ möchte, vielmehr „Ich habe als Kind immer lieber draußen im
will ich meine Komfortzone vergrö- Dreck gespielt als drinnen und wurde dazu erzogen,
ßern! Das gelingt mir am besten,
wenn ich Spaß beim Biken habe! die Natur zu respektieren.“

THE GRASSHOPPER Magazine I 41