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SPOTLIGHT




          bis­Therapie ausmachen werden.
          Ich denke, im medizinischen wie
          auch im Recreational­Bereich (Frei­
          zeit) wird sich vieles hin zu Extrak­
          ten und Fertigarzneien entwickeln.
          Das erkennt man allein daran,
          wie sich der Recreational­Markt
          in den USA entwickelt hat, dort
          hat die Nachfrage nach Extrakten
          und Cannabis in weiterverarbei­
          teten Formen wie Edibles (essbare
          Form) stark zugenommen. Aus
          Gesprächen mit deutschen Ärzten
          weiß ich auch, dass sich diese
          mehr standardisierte Medika­
          mente aus Cannabis wünschen,
          die ihnen die Therapien erleich­
          tern könnten.
            Du hattest einen langen
            und  mühsamen Weg hinter
            dir, bis du letztendlich dein
            Medikament, das dich darin
            unterstützt, einen geregelten
            Alltag zu führen, verschrieben
            be kommen hast. Wo ortest du
            aufgrund deiner Erfahrung
            die größten Hürden und
            Wissenslücken im Bereich
            des medizinischen Cannabis?









                                            nicht ganz verstanden haben. Das   Vertrauenssache bleiben. Ab dem
                                            ist sicherlich ein Grund, warum sie   Moment, wo Mediziner genauer
                                            sich oft noch zurückhaltend zeigen,   wissen, wie und bei welchen
                                            Cannabis in Blütenform zu ver­    Symptomen sie mit Cannabis helfen
                                            schreiben. Sie wissen halt noch   können, werden sie auch anfangen,
                                            nicht viel über die Wirkungsweise   es öfter zu verschreiben.
                                            bei jedem Einzelnen. Cannabis kann   Immer wieder wird davon
                                            seine Wirkung bei jedem unter­      gesprochen, dass die großen
                                            schiedlich entfalten, was dazu führt,   evidenzbasierten Studien und
                                            dass die derzeitigen Therapien viel   Untersuchungen zur Wirk-
                                            Vertrauen und Kommunikation         samkeit von Cannabis in der
                                            zwischen Patienten und Ärzten       Medizin fehlen. Woran, meinst
                                            erfordern. Meistens sind es die     du, liegt diese wissenschaftli-
          Ich sage aus eigener Erfahrung    Patienten, die mehr Erfahrung und   che Engstirnigkeit, bei diesem
          immer: Unwissenheit führt zu      Wissen über Cannabis als Medizin    Thema nicht vorwärtskommen
          Angst, und Angst blockiert! Denn   in das Gespräch einbringen. Das    zu wollen?
          einer Sache müssen wir uns be­    muss sich ändern! Denn solange die   Ich würde sagen, diese Aussage    FOTOS: THE GRASSHOPPER MEDIA
          wusst sein: Es handelt sich derzeit   meisten Patienten den Medizinern   ist veraltet, denn das Blatt ist da­
          noch um Off­Label­Medikamente,    erklären müssen, wie Cannabis bei   bei, sich zu wenden. Es war auch
          bei denen die Ärzte die tatsächli­  ihnen wirkt und warum es gut für   keine Engstirnigkeit aufseiten der
          chen Wirkungsmechanismen noch     sie ist, wird das für viele Ärzte eine   Wissenschaft, sondern die Prohibi­

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