The Cannabis Artist

Mohan Sundaresan

„Meine Kunst ist eine Obsession. Ich lebe für sie, nicht von ihr!“ Allein dieses Statement beschreibt die zentrale Bedeutung, die die Kunst  für Mohan Sundaresan in seinem Leben einnimmt. Was als Hobby begann, wuchs zur Leidenschaft und wurde schließlich zum Lebensinhalt.

Wer aber eigentlich ist dieser unglaublich vielseitige Künstler, der in den letzten Jahren vom südkalifornischen La Jolla ausgehend mit seinen mit einer speziellen Webtechnik gefertigten Cannabis-bildern von sich reden gemacht hat?

Wurzeln in Österreich

Mohan wurde als jüngstes von vier Kindern im Oktober 1945 in Bangalore im damals noch britischen Indien geboren. Mit ihren über zehn Millionen Einwohnern ist diese Stadt in unseren Breiten vor allem als eines der globalen Zentren der IT-Industrie bekannt. In den späten 1940ern war man davon freilich noch weit entfernt, also fehlte es der Familie unter anderem an Geld für Spielsachen für die Kinder. So bekam der junge Mohan schon früh Gelegenheit, seine Kreativität unter Beweis zu stellen, indem er seine eigenen Spielsachen bastelte. Nach dem Ende seiner Schulzeit verschlug es ihn im Jahr 1965 nach London, wo er sich mit verschiedenen Jobs durchschlug. In dieser Zeit besuchte er seinen Cousin, der in Wien ein Kleidungsgeschäft hatte. Eine Entscheidung, die schicksalhaft für seine weitere Laufbahn sein sollte. Dieser Cousin lud ihn nämlich ein, bei ihm in Wien zu -bleiben und mit ihm zu arbeiten.

So kam es, dass Mohan 1968 nach Wien in den 7. Bezirk zog. In weiterer Folge sollte er sich in Österreich verlieben, die Staatsbürgerschaft annehmen und insgesamt 23 Jahre hier verbringen. In dieser Zeit führte Mohan auch ein zweites Geschäft in Salzburg. In Österreich lernte er zudem seine Frau kennen, eine Amerikanerin, deren Vater in Wien für die UNO arbeitete. Sie zog später, nach der Trennung der -beiden, mit dem gemeinsamen Sohn nach Kalifornien, wohin ihnen Mohan in weiterer Folge folgen sollte. Dabei zog es ihn nach La Jolla, eine direkt am Pazifik gelegene, malerische Kleinstadt mit ungefähr 50.000 Einwohnern etwa 15 Kilometer nordwestlich vom Zentrum von San Diego in Südkalifornien.

Vom Weltreisenden zum Künstler

Dort begann er, für ein Immobilienunternehmen zu arbeiten, für das er mit seinem enormen Geschick für Farbe und Handwerk diverse Wartungsarbeiten erledigte, während er nebenbei zu malen begann. Im Zuge dieser Arbeiten traf er auch auf Steve Medoff, gerade erst nach La Jolla gezogen und – was beide natürlich noch nicht wissen konnten – sein zukünftiger Manager. Er begegnete Mohan mit seinem Dackel Dizzy, den der Künstler selbst als „seinen Philosophen“ bezeichnet. Es sollte der Beginn einer „langen und unglaublich aufregenden Reise“ werden, so Medoff. Nachdem man sich ein paar Mal unterhalten hatte, gab ihm Mohan seine Karte mit dem Hinweis, er sollte doch einmal auf seine Website schauen. „Dieser Typ hat wirklich Talent“, beschreibt Medoff seine ersten Gedanken. Auf die Frage hin, was er mit einer ganzen Garage voller feinsäuberlich gestapelter Kunst mache, die sich die beiden beim nächsten Treffen ansahen, meinte Mohan nur „meine Leidenschaft ist, Kunst zu machen, nicht, sie zu verkaufen“. So startete das Projekt, Mohans verschiedene Kunstwerke auf Holz, Leinwand und Aluminium zu promoten, und der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte.

Cannabis als Inspiration und Kunstinhalt

Medoff war es auch, der Mohan Cannabis als Thema für seine Kunst vorschlug. Obwohl Mohan mit der Cannabiskultur in Kalifornien bereits seit den 1990ern bestens vertraut war – Cannabis half ihm laut eigener Aussage, vom Alkohol loszukommen und seine Rückenschmerzen zu kontrollieren –, war es bisher nicht der Fokus seiner künstlerischen Gestaltung. Mit seinem Pensionsantritt entschloss Mohan sich 2018, von nun an nur mehr Auftragswerke zu malen. „Er hat mich angerufen, und ich habe ihm vorgeschlagen, dass er es einmal mit Cannabis als Thema probiert. Unglaublich, wie weit er gekommen ist, seit er das erste Blatt gemalt hat“, erzählt Steve Medoff.

Seine Kunst ist auch dadurch einzigartig, dass sie zumeist aus zwei bestehenden Kunstwerken entsteht, die er mit einer speziellen Webtechnik miteinander verklebt. „Das sind oft Teile von großen Bildern, die ich vor Jahren gemalt habe, die ich recycle. Nichts geht verloren“, erklärt er seinen einzigartigen Zugang. Weiters enthält jedes Bild auch eine kugelförmige Struktur, die dem Betrachter als Fokuspunkt in seiner sonst oft überwältigenden Bildsprache dienen soll. In seinem Zugang stellt dies auch den zentralen Inhalt seiner Kunst dar: „Diese Message ist dieselbe in jedem meiner Kunstwerke. Wir alle sind mit einem Juwel geboren, der poliert werden möchte, um nach außen zu kommen. Niemand ist besser als der andere.“

Mit diesem Zugang hat er sich nicht nur den Spitznamen „The Cannabis Artist“ erworben, er wurde auch von Medien wie u. a. dem „High Times Magazine“ gefea-tured, auf die Liste der „Hundred People You Should Know“ des „Hemp Connoisseur“ gesetzt und hat es in eine Vielzahl privater und öffentlicher Kunstgalerien und Sammlungen geschafft.

The Last Prisoner Project

The Last Prisoner Project

Mohan nutzt seine Stellung als bekannter Künstler auch, um einigen einzigartigen Projekten eine größere Aufmerksamkeit zu verschaffen.

Eines davon ist das Last Prisoner Projekt, das es sich zum Ziel gesetzt hat, Gerechtigkeit für die mehr als 40.000 Häftlinge in den USA zu erreichen, die teilweise lange Haftstrafen absitzen – für Vergehen, die jetzt nicht mehr existieren. Durch Justizreformen soll erreicht werden, dass dieses Unrecht nicht nur beendet wird, sondern die ehemaligen Häftlinge auch bei ihrem Wiedereinstieg in die Gesellschaft unterstützt werden. Im September 2019 spendete Mohan dafür ein einzigartiges Kunstwerk, auf dem ein Cannabisblatt hinter Gittern zu sehen ist. Eine klare Aussage.

mohanlajolla.com
Instagram: www.instagram.com/mohanartlajolla
lastprisonerproject.org

INTERVIEW: Philipp Hlatky
FOTOS: JDIXX Photography, La Jolla, CA
BILDER: Mohan Sundaresan

Das ist ein Artikel aus THE GRASSHOPPER Magazine Sommer 01/2020.

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