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THE CANNABIS ARTIST




             W            er aber eigentlich ist   VOM WELTREISENDEN             Garage voller feinsäuberlich gestapelter
                                               ZUM KÜNSTLER
                                                                                 Kunst mache, die sich die beiden beim
                          dieser unglaublich viel-
                                                                                 nächsten Treff en ansahen, meinte Mohan
                          seitige Künstler, der in
                                               Dort begann er, für ein Immobilienunter-
                          den letzten Jahren vom
                                               nem enormen Geschick für Farbe und
                                                                                 machen, nicht, sie zu verkaufen“. So star-
                          südkalifornischen La Jolla   nehmen zu arbeiten, für das er mit sei-  nur  „meine  Leidenschaft ist,  Kunst  zu
             ausgehend mit seinen mit einer spe-  Handwerk diverse Wartungsarbeiten er-  tete das Projekt, Mohans verschiedene
             ziellen Webtechnik gefertigten Cannabis-  ledigte, während er nebenbei zu malen   Kunstwerke auf Holz, Leinwand und Alu-
             bildern von sich reden gemacht hat?  begann. Im Zuge dieser Arbeiten traf er   minium zu promoten, und der Rest ist,
                                               auch auf Steve Medoff , gerade erst nach   wie man so schön sagt, Geschichte.
             WURZELN IN ÖSTERREICH             La Jolla gezogen und – was beide natür-
             Mohan wurde als jüngstes von vier Kin-  lich noch nicht wissen konnten – sein zu-  CANNABIS ALS INSPIRATION
             dern im Oktober 1945 in Bangalore im da-  künftiger Manager. Er begegnete Mohan   UND KUNSTINHALT
             mals noch britischen Indien geboren. Mit   mit seinem Dackel Dizzy, den der Künstler   Medoff  war es auch, der Mohan Cannabis
             ihren über zehn Millionen Einwohnern ist   selbst als „seinen Philosophen“ bezeich-  als Thema für seine Kunst vorschlug. Ob-
             diese Stadt in unseren Breiten vor allem   net. Es sollte der Beginn einer „langen und   wohl  Mohan  mit der  Cannabiskultur  in
             als eines der globalen Zentren der IT -  unglaublich  aufregenden Reise“  werden,   Kalifornien bereits seit den 1990ern bes-
             Industrie bekannt. In den späten 1940ern   so Medoff . Nachdem man sich ein paar   tens  vertraut  war  –  Cannabis  half  ihm
             war man davon freilich noch weit ent-  Mal unterhalten hatte, gab ihm Mohan   laut eigener Aussage, vom Alkohol loszu-
             fernt, also fehlte es der Familie unter   seine  Karte  mit  dem  Hinweis,  er  sollte   kommen und seine Rückenschmerzen zu
               anderem an Geld für Spielsachen für die   doch einmal auf seine Website schauen.   kontrollieren  –,  war  es  bisher  nicht  der
             Kinder. So bekam der junge Mohan schon   „Dieser  Typ hat wirklich  Talent“, be-  Fokus seiner  künstlerischen  Gestaltung.
             früh Gelegenheit, seine Kreativität unter   schreibt Medoff  seine ersten Gedanken.   Mit seinem Pensionsantritt entschloss
             Beweis zu stellen, indem er seine eigenen   Auf die Frage hin, was er mit einer ganzen   Mohan sich 2018, von nun an nur mehr
             Spielsachen bastelte. Nach dem Ende sei-
             ner Schulzeit verschlug es ihn im Jahr
             1965 nach London,  wo er sich mit ver-  „Ich kann keinen Tag verbringen, ohne zu malen.
             schiedenen Jobs durchschlug. In dieser
             Zeit besuchte er seinen Cousin, der in   Früher reiste ich um die ganze Welt, aber jetzt reise ich,
             Wien  ein  Kleidungsgeschäft hatte. Eine                 wenn ich male.“
             Entscheidung, die schicksalhaft für seine
             weitere Laufbahn sein sollte. Dieser Cou-
             sin lud ihn nämlich ein, bei ihm in Wien
             zu  bleiben und mit ihm zu arbeiten.

             So kam es, dass Mohan 1968 nach Wien in
             den 7. Bezirk zog. In weiterer Folge sollte
             er sich in Österreich verlieben, die Staats-
             bürgerschaft annehmen und insgesamt
             23 Jahre hier verbringen. In dieser Zeit
             führte Mohan auch ein zweites Geschäft
             in Salzburg. In Österreich lernte er zudem
             seine Frau kennen, eine Amerikanerin, de-
             ren Vater in Wien für die UNO arbeitete.
             Sie zog später, nach der  Trennung der
               beiden,  mit  dem  gemeinsamen  Sohn
             nach Kalifornien, wohin ihnen Mohan in
             weiterer Folge folgen sollte. Dabei zog es
             ihn nach La Jolla, eine direkt am Pazifik
             gelegene, malerische  Kleinstadt mit  un-
             gefähr 50.000 Einwohnern etwa 15 Kilo-
             meter nordwestlich vom Zentrum von
             San Diego in Südkalifornien.


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